Tipps und persönliche Erfahrungen rund um das Medizinstudium in den Niederlanden.
Tipps und persönliche Erfahrungen rund um das Medizinstudium in den Niederlanden.

Top 6 Unterschiede zum Studium in Deutschland

  • Bachelor und Master statt Staatsexamen.
  • Das Studium ist im Allgemeinen praxisorientierter als in Deutschland.
  • Studium in Themenblöcken, außerdem Fokus auf Kommunikation mit Patienten, praktische Fähigkeiten, wissenschaftlichem Arbeiten und professioneller Entwicklung.

Dies sind unserer Meinung nach 6 der wichtigsten Unterschiede zwischen dem Medizinstudium in den Niederlanden und in Deutschland:

  1. Bachelor und Master
    Statt des Deutschen Staatsexamens ist das Medizinstudium in den Niederlanden ein Bachelor- und Masterstudium. Es dauert, genau wie in Deutschland, insgesamt sechs Jahre (3 Jahre Bachelor und 3 Jahre Master).
  2. Grundlagenfächer sind integriert
    Im Bachelor ist das Medizinstudium in Nimwegen in Quartale unterteilt, die jeweils unter einem „Motto“ stehen, zum Beispiel „Bewegung und Strömung“, „Angriff und Verteidigung“ oder „Lebensphasen“. Im Quartal „Bewegung und Strömung“ bespricht man dann zum Beispiel den Bewegungsapparat, aber auch das Herz-Kreislauf-System. Dabei lernt man alles, was zur Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre und Behandlungen in diesem Bereich wichtig ist. Und auch die dazugehörigen Grundlagen aus Chemie und Physik werden vermittelt.
    In Deutschland ist das oft anders, da hat man dan zum Beispiel ein Semester lang Anatomie, ein Semester Physik, ein Semester Chemie und so weiter… Man lernt die Fächer also getrennt voneinander und nicht integriert, mit zum Beispiel dem Herz-Kreislauf-System im Fokus.
    Eine Ausnahme bilden Modellstudiengänge, die sich oft ein Beispiel am Niederländischen System nehmen und Grundlagenfächer integriert unterrichten.
  3. Fokus auf die Praxis
    In den Niederlanden hat man ab dem ersten Quartal praktische Übungskurse zur Gesprächsführung mit Simulationspatienten und führt man Gespräche mit „echten“ Patienten im Krankenhaus. Außerdem hat man schon ab Quartal eins praktische Kurse zur körperlichen Untersuchung (z.B. wie man Herz und Lunge abhört).
    In klassischen Medizinstudiengängen in Deutschland ist das oft anders. Hier werden in den ersten 2,5 Jahren vor allem die Grundlagenfächer ausführlich behandelt, Patientenkontakt und klinische Kurse hat man oft erst nach dem Physikum.
  4. Kommunikation und professionelle Entwicklung
    In Nimwegen wird viel Wert auf Kommunikationstraining gelegt. In zahlreichen Praktika übt man die Gesprächsführung in kleinen Gruppen mit Simulationspatienten.
    Außerdem ist die eigene, professionelle Entwicklung ein Thema. Was macht einen guten Arzt aus? Was kann ich gut und woran muss ich noch arbeiten? Was sind meine Lernziele? Über sich selbst zu reflektieren und andere um Feedback zu fragen wird thematisiert und begleitet Dich das ganze Studium über.
  5. Begleitung
    In Nimwegen findet ein Großteil des Studiums in kleineren Arbeitsgruppen statt (ungefähr Klassengröße). Natürlich hat man auch klassische Vorlesungen, aber viel weniger als in Deutschland.
    Außerdem bildet man mit ungefähr 8 Studenten und einem Coach eine „Coachgroep“. Die Gruppe soll eine sichere Umgebung bieten, um über alles mögliche zu sprechen. Man trifft sich regelmäßig, um darüber zu sprechen wie das Studium läuft. Außerdem hat man die meisten Kurse zusammen mit den anderen Studenten aus der Gruppe. Bei Problemen im Studium ist der Coach erster Ansprechpartner.
  6. Semesterferien
    Und zu guter letzt: Die Semesterferien. Lekker (wie man in den Niederlanden zu sagen pflegt) drei Monate Semesterferien, im Sommer und im Winter… Das gibt es leider nur in Deutschland 😕. In den Niederlanden hat man eine Woche „Meivakantie“, dann ab ca. Mitte Juli 1,5 Monate Sommerferien, bevor Anfang September das neue Studienjahr wieder anfängt. Ende des Jahres, um Weihnachten und Neujahr, hat man dann auch nochmal frei.
    Aber, als kleiner Trost: Medizinstudenten in Deutschland müssen in ihren Semesterferien eine ganze Reihe Praktika absolvieren (Pflegepraktikum und Famulaturen). Das ist in den Niederlanden zum Glück anders 😉

Fazit: Es gibt einige Unterschiede zwischen dem Medizinstudium in den Niederlanden und in Deutschland. Wir können aber nicht sagen, dass das Studium in einem Land besser ist als in dem anderen. In Nimwegen wird viel Wert auf die Kommunikation mit Patienten und professionelle Entwicklung gelegt, dafür kommen Grundlagenfächer wie die Anatomie manchmal zu kurz.

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